Die Urmutter der Luxus-Taschen: Jane Birkins‘ Birkin Bag wurde versteigert (Kritik)

Für Jane Birkin war sie eine Tasche – eine, die sie täglich benutzte. Eine Tasche in einer Größe, die aus ihrer Intention für Frauen geschaffen wurde, die keine zierlichen Täschchen unter dem Arm tragen, sondern ständig on the go sind. Eine Tasche, die Jane Birkin Platz für das Nötige bot und ihr auch mit Aufklebern als politische Protestfläche diente. Für Jane Birkin war diese Tasche vor allem eines: praktisch.
Ausgerechnet sie – die Mode nie durch Marken definierte, von ihnen aber immer wieder vereinnahmt wurde – erschuf unbeabsichtigt das Symbol jenes Größenwahns, der heute den Kult um das goldene Kalb der Modeindustrie ausmacht: die Birkin Bag von Hermès. Doch anfangs war die Tasche weder populär, noch trug sie Birkins Namen.
Heute zieren sich Kardashians rund um den Globus mit ihr – um zu zeigen … ja, was eigentlich? Mit Geschmack oder echtem Modebewusstsein hat das wenig zu tun. Höchstens mit dem Wissen der Träger:innen, dass sie Teil eines vermeintlich exklusiven Clubs sind, dem Jane Birkin nie angehören wollte. In ihrem Falle wollte sie nur eine Tasche, die ihre persönlichen Anforderungen erfüllt. Später bekam Jane Birkin zwar Royalties von Hermès für die Verwendung ihres Namens, spendete diese Einkünfte aber stets an Charities.
Jane Birkin hätte den Kopf geschüttelt
Zeitsprung: Vor wenigen Tagen wurde Jane Birkins persönliche Birkin Bag für 8,6 Millionen Euro versteigert. Der Protestaufkleber für die Freiheit von Tibet, den Jane Birkin aufgeklebt hatte, war vor der Auktion entfernt worden. Nur Kleberreste zeugten noch von seiner einstigen Anwesenheit. So war es eine alte Birkin Bag, wie viele andere.
Man kann annehmen, das Auktionshaus Sotheby’s entfernte es, um chinesische Käufer:innen nicht zu verärgern. Schließlich ist die Luxusindustrie mitsamt ihren -händlern stets bedacht, es sich mit der chinesischen Regierung gut zu stehen. Und die Weltpresse? Die nahm von dieser (nicht kleinen) politischen Veränderung kaum Notiz.
Was von Jane Birkin verblieb? Lediglich ein kleiner Nagelzwicker, den die Chanson-Sängerin und Schauspielerin am Henkel nonchalant anbrachte, ist noch vorhanden.
Jane Birkin hätte – wäre sie noch am Leben – über diesen kapitalistischen Irrsinn wohl nur den Kopf geschüttelt, denn am Ende war diese Tasche doch nichts weiter als nur eine Tasche für ihr Zeug.
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