Die Geschichte der Met Gala – Von der Wohltätigkeitsveranstaltung zum globalen Modeereignis

Das Schaulaufen der Fashion Weeks in Paris und Mailand wird seit Jahrzehnten durch eines der wichtigsten Mode-Events bereichert: Die Met Gala. Das Schaulaufen der Einfluss-Reichen und Schönen ist neben der Award-Season in den USA zu den wichtigsten Medien-Ereignissen für große Modehäuser geworden. EntreNous hat die Geschichte dazu!

Die Met Gala, offiziell als „Costume Institute Benefit“ bekannt, ist heute eines der bedeutendsten Modeereignisse weltweit. Was einst als kleines Wohltätigkeitsdinner begann, hat sich zu einer glamourösen Veranstaltung entwickelt, die jährlich Millionen für das Costume Institute des Metropolitan Museum of Art in New York sammelt. Diese Entwicklung ist maßgeblich dem Einfluss dreier herausragender Frauen zu verdanken: Eleanor Lambert, Diana Vreeland und Anna Wintour.

Die Anfänge: Eleanor Lambert und die Geburtsstunde der Gala

Im Jahr 1948 initiierte die amerikanische Mode-Publicistin Eleanor Lambert die erste Met Gala als Benefizdinner zur Unterstützung des neu gegründeten Costume Institute. Lambert, die auch die New York Fashion Week und den Council of Fashion Designers of America (CFDA) ins Leben rief, verstand es, Mode als kulturelles Ereignis zu inszenieren. Die ersten Galas waren elegante Abendessen mit Eintrittspreisen von 50 US-Dollar und fanden an Orten wie dem Waldorf Astoria oder dem Central Park statt. Teilnehmer waren vor allem Mitglieder der New Yorker High Society und der Modebranche.

Die Ära Vreeland: Die Erfindung des Dresscode-Themas

1972 übernahm Diana Vreeland, ehemalige Chefredakteurin der Vogue, die Rolle der Beraterin des Costume Institute. Unter ihrer Leitung wurde die Met Gala zu einem thematischen Kostümball, der Mode als Kunstform zelebrierte. Die erste von Vreeland kuratierte Gala im Jahr 1973 trug das Thema „The World of Balenciaga“ und ehrte den spanischen Couturier Cristóbal Balenciaga. Vreeland führte nicht nur thematische Ausstellungen ein, sondern verlegte die Veranstaltung auch dauerhaft in das Metropolitan Museum of Art. Ihre Vision verwandelte die Gala in ein spektakuläres Ereignis, das Mode, Kunst und Gesellschaft miteinander verband.

Pat Buckley: Die Gesellschaftsdame übernimmt

Nach Vreelands Tod 1989 übernahm die kanadisch-amerikanische Society-Dame Pat Buckley die Organisation der Met Gala. Unter ihrer Leitung blieb die Veranstaltung ein exklusives gesellschaftliches Ereignis, das vor allem von der New Yorker Elite besucht wurde. Buckley führte zusätzliche Einnahmequellen ein, wie beispielsweise teure Tickets für das Dessert und den Tanz im großen Saal des Museums, wodurch die Gala weiterhin bedeutende Mittel für das Costume Institute generierte.

Anna Wintour: Die Gala wird zum globalen Phänomen

1995 übernahm Anna Wintour, Chefredakteurin der US-amerikanischen Vogue, die Leitung der Met Gala. Unter ihrer Führung wurde die Veranstaltung zu einem globalen Medienereignis. Wintour kuratierte die Gästeliste, um eine Mischung aus A-Prominenten, Designern, Künstlern und Influencern zu präsentieren. Sie führte auch die Tradition ein, die Gala am ersten Montag im Mai abzuhalten, und etablierte sie als festen Termin im Modekalender. Darüber hinaus wurden unter ihrer Ägide spektakuläre Performances von Künstlern wie Rihanna, Madonna und Lady Gaga Teil des Programms. 2014 wurde das Costume Institute zu Ehren von Wintour in „Anna Wintour Costume Center“ umbenannt.

Thematische Vielfalt: Mode als Spiegel der Gesellschaft

Seit den 1970er Jahren steht jede Met Gala unter einem spezifischen Motto, das die begleitende Ausstellung des Costume Institute widerspiegelt. Diese Themen reichen von historischen Rückblicken bis hin zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Beispiele dafür sind:

  • 1973: The World of Balenciaga
  • 1995: Haute Couture
  • 1999: Rock Style
  • 2011: Alexander McQueen – Savage Beauty
  • 2025: Superfine – Tailoring Black Style

Diese thematische Ausrichtung ermöglicht es den Gästen, kreative und oft provokante Interpretationen zu präsentieren, die Mode als Ausdruck von Identität und Zeitgeist zeigen.

Heute ist die Met Gala nicht nur ein Modeereignis, sondern auch ein Spiegel der Popkultur und gesellschaftlicher Diskurse. Die Veranstaltung zieht jährlich rund 600 ausgewählte Gäste an, wobei Einzeltickets bis zu 30.000 US-Dollar kosten können. Wer sich noch an eine gewisse Kate Upton erinnern kann – die soll sich per Spende ein solches Ticket gekauft haben, um auf den Red Carpet zu kommen. Schließlich ist PR nicht gratis!

Die strikte „No Phone“-Regel soll die Exklusivität wahren, wird jedoch nicht immer eingehalten – wie zum Beispiel durch Megan Thee Stallion 2025, die ein Video aus dem Inneren der Gala veröffentlichte. Auch kontroverse Momente, wie die Debatte um ein Louis Vuitton-Outfit von Lisa (Mitglied der K-Pop-Gruppe Blackpink), das angeblich ein Rosa-Parks-Motiv enthielt, zeigen die gesellschaftliche Relevanz der Veranstaltung.

Die Met Gala hat sich von einem bescheidenen Benefizdinner zu einem globalen kulturellen Phänomen entwickelt. Dank der visionären Führung von Eleanor Lambert, Diana Vreeland und Anna Wintour ist sie heute ein Ereignis, das Mode, Kunst und Gesellschaft auf einzigartige Weise verbindet und jährlich Millionen für das Costume Institute generiert.


Die Met-Gala-Themen der letzten 15 Jahre (2010–2025)

2010: American Woman: Fashioning a National Identity

Diese Ausstellung beleuchtete die Entwicklung der amerikanischen Mode von der Kolonialzeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts und untersuchte, wie Frauen durch Kleidung ihre Identität formten.

2011: Alexander McQueen: Savage Beauty

Eine Hommage an den verstorbenen britischen Designer Alexander McQueen, die seine innovativen und oft provokativen Designs präsentierte.

2012: Schiaparelli and Prada: Impossible Conversations

Ein imaginärer Dialog zwischen Elsa Schiaparelli und Miuccia Prada, der Parallelen und Unterschiede in ihren Designphilosophien erforschte.

2013: Punk: Chaos to Couture

Diese Ausstellung untersuchte den Einfluss der Punkbewegung auf die Haute Couture und zeigte, wie rebellische Ästhetik in die High Fashion integriert wurde.

2014: Charles James: Beyond Fashion

Eine Würdigung des amerikanischen Couturiers Charles James, bekannt für seine skulpturalen Ballkleider und innovativen Schnitte.

2015: China: Through the Looking Glass

Diese Ausstellung erforschte den Einfluss der chinesischen Kultur auf westliche Mode und präsentierte sowohl chinesische als auch westliche Designer.

2016: Manus x Machina: Fashion in an Age of Technology

Eine Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen handgefertigter und maschinell hergestellter Mode im digitalen Zeitalter.

2017: Rei Kawakubo/Comme des Garçons: Art of the In-Between

Eine seltene Einzelausstellung zu Ehren der japanischen Designerin Rei Kawakubo, die ihre avantgardistischen und konzeptuellen Designs hervorhob.

2018: Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination

Diese Ausstellung untersuchte die Beziehung zwischen Mode und katholischer Kunst, einschließlich Leihgaben aus dem Vatikan.

2019: Camp: Notes on Fashion

Inspiriert von Susan Sontags Essay „Notes on ‚Camp’“, feierte diese Ausstellung die übertriebene, theatralische und ironische Seite der Mode.

Die Met Gala 2019 stand unter dem Motto „Camp“ – inspiriert von Sontags Essay. Viele Prominente wie Billy Porter (in einer goldenen ägyptischen Götterrobe auf einer Sänfte getragen) oder Katy Perry (als lebender Kronleuchter und später als Hamburger) zeigten, wie Camp Mode als übertriebene Kunstform genutzt werden kann.

Was bedeutet „Camp“ in der Mode?

„Camp“ ist ein Begriff, der schwer zu fassen ist, weil er sich weniger über klare Regeln als über ein bestimmtes Gefühl oder eine Haltung definiert. In der Mode beschreibt „Camp“ einen übertriebenen, theatralischen und oft ironischen Stil. Es geht nicht um Eleganz oder guten Geschmack im klassischen Sinn – sondern gerade um das Gegenteil: um Extravaganz, Künstlichkeit und bewusste Übertreibung.

  • Lady Gaga ist eine moderne Ikone des Camp-Stils – ihre Fleischkleider, Plateauschuh-Outfits und überzogenen Looks sind Paradebeispiele.
  • Liberace oder Elton John in den 70ern – Pailletten, Federn, Gold und Brillen wie Kronleuchter.
  • Designs von Moschino, John Galliano oder Jean Paul Gaultier – oft verspielt, surreal, überzeichnet.

2020: About Time: Fashion and Duration

Geplant zur Feier des 150-jährigen Jubiläums des Metropolitan Museum of Art, wurde die Ausstellung aufgrund der COVID-19-Pandemie verschoben.

2021: In America: A Lexicon of Fashion

Diese Ausstellung begann nach einer zweijährigen Untersuchung der amerikanischen Mode und ihrer kulturellen Identität.

2022: In America: An Anthology of Fashion

Der zweite Teil der amerikanischen Modeuntersuchung, der sich auf historische Kontexte und vielfältige Perspektiven konzentrierte.

2023: Karl Lagerfeld: A Line of Beauty

Eine Hommage an den verstorbenen Designer Karl Lagerfeld, die seine Arbeiten für Chanel, Fendi und seine eigene Marke präsentierte.

2024: Sleeping Beauties: Reawakening Fashion

Diese Ausstellung zeigte seltene und zerbrechliche Kleidungsstücke aus der Sammlung des Costume Institute und beleuchtete die vergängliche Natur der Mode.

2025: Superfine: Tailoring Black Style

Diese Ausstellung feierte die Geschichte und den Einfluss der schwarzen Mode, insbesondere des Black Dandy, von der Kolonialzeit bis heute.

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