Die Wiedergeburt von Johnny Depp ‚à la française‘ – als König XV. in „Jeanne du Barry“

Kaum sind die Filmfestspiele von Cannes eröffnet, gibt es auch schon wieder eine Menge Gossip, der es in sich hat. Haben wir zuletzt Johnny Depp in einem Gerichtssaal gesehen, ist es jetzt der Spiegelsaal von Versailles. Aber nicht weil der Hollywood-Schauspieler einen Werbespot für ein Dior-Parfüm dreht, sondern gleich als König von Frankreich. Mon dieu!

Zum einen hängt über dem Kopf von Johnny Depp noch immer die Wolke, die ihm seine Ehe mit Amber Heard beschert hat, zum anderen ist er seit seiner Darstellung des Disney-Piraten Captain Jack Sparrow eine Art … naja … sagen wir Witzfigur geworden. Zu sehr – so munkelte man – habe sich Johnny Depp in die Figur eingelebt als dass er sie IRL wieder ablegen könne. Und schon gar nicht in einem anderen Film.

Beweise gibt es dafür genug, denn die Depp’schen Manierismen, die er für Sparrow entwickelt hat, finden sich auch in Filmen wie „Willy Wonka & the Chocolate Factory“ oder als Vampir Barnabas Collins („Dark Shadows“, 2012) wieder. Beide von seinem BFF Tim Burton inszeniert.

Dazwischen sah der Ex-Mann von Vanessa Paradis nicht gerade nach durchtrainiertem Gesundheitsfreak aus, um es höflich zu formulieren. Würde er jemals wieder einen guten Film hinbekommen? War es das mit einem der größten Schauspieler? Ist es möglich Talent verschwinden zu lassen, ähnlich wie die Stimme von Whitney Houston?

Fragen, die man sich in den letzten Jahren nicht nur bei einem Glas Rotwein mit Freund:innen stellte, wenn man zu später Stunde in der Gossip-Ecke landete.

Maïwenn spielte nicht nur die Hauptrolle, sondern war Regisseurin und Drehbuchautorin. Johnny Depp wurde für die Rolle gecastet, als bereits mehrere Schauspieler dafür abgesagt hatten.
Doch jetzt: Johnny Depp als Louis XV. – und auch noch erstmals französisch sprechend!

Als Schauspieler hat Johnny Depp sich einer Feuertaufe gestellt, denn das was er für „Jeanne du Barry“ hinlegte, hätte auch vollkommen nach hinten losgehen können. Hätte. Denn die Premiere in Cannes zeigte, dass Johnny Depp französisch sprechend sogar Franzosen und Französinnen überzeugen kann. Man kann sich vorstellen, dass Depp etwas nervös im Kinosessel des Grand Lumière gewesen sein muss, als das Werk von Regisseurin Maïwenn Le Besco über die Leinwand flimmerte.

Anschließend: Minutenlange Standing-Ovation. Was für ein Comeback! – „Doch dann kam die Pressekonferenz“, titelte Rolling Stone Magazine

Und Johnny Depp war 20 Minuten zu spät. Er überließ es der Regisseurin die Fragen der französischen Presse zu beantworten, warum sie Johnny Depp gecastet hat.

Das wirkte nicht gerade als würde man sich bemühen ein „normales Bild“ abzugeben. Ob es kalkuliert war oder Johnny Depp aufgehalten wurde, muss noch geklärt werden, aber es machte keinen schlanken Fuß im bereits angeknacksten Image des Stars.

Schlussendlich talkte er sich durch die Pressekonferenz mit gewohnt langen Pausen.

„Den Film in Französisch zu machen … Ich musste an meinem Französisch arbeiten, um zu improvisieren zu können …“, antwortete er auf die Frage, wie es sich anfühlte nicht in Englisch zu spielen.

Pressekonferenz von „Janne du Barry“ in Cannes

Dass der Skandal mit Amber Heard auch zur Sprache kam, war klar. Und das wurde er auch gefragt, denn bereits im Vorfeld kam Maïwenn, die auch die Hauptrolle übernahm wegen ihrer Casting-Wahl unter Beschuss. Mehrere Schauspieler hatten die Rolle abgelehnt, Johnny Depp habe sie schließlich angenommen.

Und um die Faust-Frage an den Hollywood-Star zu richten: Wie sieht es denn mit dem Boykott wegen seines Gerichtsprozesses aus Hollywood aus? Denke er darüber nach?

„Ich habe kein Bedürfnis mehr nach Hollywood.“

Johnny Depp

Das war das Statement auf das alle gewartet hatten, „I don’t think about Hollywood anymore“, sagte er, als er gefragt wurde, ob er den Boykott von Hollywood gespürt habe. Er sei jetzt „auf der anderen Seite“ und es wäre eigenartig in einer Zeit zu leben in der jeder gerne er selber sein würde, aber nicht dürfe. Stattdessen wäre jeder wie der andere vor ihm.

Starke Worte, die Johnny Depp in naher Zukunft bestimmt bald einige Shoutouts von der hollywoodhassenden Rightwing Media in den USA einbringen wird, die Hollywood seit der McCarthy-Ära als Sündenpfuhl Amerikas sieht.

Wie Johnny Depp und der Film „Jeanne du Barry“ / „La Favorite“ schließlich reüssieren wird, wird das Kinopublikum schließlich bestimmen.

Der Film kommt erst ins Kino und wird dann auf Netflix France unter dem Titel ‚La Favorite‘ ab 2024/2025 streamen.

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