Rick Owens: „Temple of Love“ im Palais Galliera

Sie zeigt Kollektionen von seinen Anfängen in Los Angeles bis hin zu seinen neuesten Arbeiten. Seine Kreationen, von einer Faszination für spirituelle Rituale geprägt, schöpfen aus einem weiten Spektrum an Inspirationsquellen – von Joris-Karl Huysmans über moderne und zeitgenössische Kunst bis hin zu den großen Hollywood-Filmen des frühen 20. Jahrhunderts. Rick Owens selbst ist künstlerischer Leiter der Ausstellung und hat gemeinsam mit dem Kuratorenteam des Palais Galliera einen Rundgang gestaltet, der sich bis zur Fassade des Museums und in den Garten erstreckt.

Credits: Palais Galliera © Temple of Love, Rick Owens

Von Los Angeles nach Paris: Der Werdegang von Rick Owens

Rick Owens wurde 1961 in Kalifornien geboren und begann seine Karriere als Pattern Maker in Los Angeles, bevor er 1992 sein eigenes Label gründete. Schon früh fielen seine Entwürfe auf: Inspiriert von der Underground-Kultur und dem Glamour Hollywoods der 1930er Jahre, bestachen sie durch raffinierte, fast architektonische Schnitte. Aus begrenzten Ressourcen entwickelte Owens eine Ästhetik des Recyclings, indem er Militärtaschen, Armeedecken und gewaschenes Leder zu ausdrucksstarken Kleidern und Jacken verarbeitete. Seine Farbwelt ist geprägt von Schwarz und gedeckten Tönen, darunter das ikonische Grau „Dust“, das zu einer seiner Markenzeichen wurde.

2003 zog Owens nach Paris – ein Wendepunkt in seiner Karriere. Unabhängig und kompromisslos hat er sich schnell einen Ruf erarbeitet mit Modenschauen, die weit über Mode hinausgehen und politische Statements setzen. Für eine Show engagierte er beispielsweise ein rein weibliches, überwiegend schwarzes Stepptanz-Ensemble anstelle klassischer Models; in einer anderen zeigte er männliche Models mit freiem Geschlechtsteil. Stets steht die Stärke der Frauen im Zentrum seiner Arbeit. Angesichts einer sich wandelnden Welt sind seine Kreationen heute noch radikaler, skulpturaler und farbintensiver.

Rick Owens: Temple of Love – eine Retrospektive

Mit der Ausstellung Rick Owens: Temple of Love widmet das Palais Galliera dem Designer nun erstmals eine umfassende Retrospektive in Paris. Über 100 Silhouetten dokumentieren die Entwicklung seines Schaffens, ergänzt durch persönliche Dokumente, Videos und bisher unveröffentlichte Installationen. Werke von Gustave Moreau, Joseph Beuys und Steven Parrino veranschaulichen seine vielseitigen Inspirationsquellen und setzen seine Mode in einen neuen Kontext. Eine zentrale Rolle spielt auch seine Partnerin und Muse Michèle Lamy, deren Präsenz in der gesamten Ausstellung spürbar ist – nicht zuletzt in der Rekonstruktion ihres gemeinsamen kalifornischen Schlafzimmers.

Rick Owens über seine Mode im Wandel der Zeit

YEARS AGO, I SWORE I WOULD NEVER SHOW SOMETHING ON THE RUNWAY THAT I DIDN’T THINK WAS A PRACTICAL WAY OF DRESSING. BUT THINGS CHANGE. SHOWING GOOD-LOOKING CLOTHES ISN’T ENOUGH ANYMORE“

Rick Owens

Rick Owens: Skulpturale Konfrontation

2016 rückten zahlreiche Studien das Ausmaß der Umweltverschmutzung durch die Modeindustrie ins Bewusstsein. Im gleichen Jahr wurde Donald Trump mit einer Kampagne gewählt, die auf ultrakonservativen Werten und der Ablehnung von Vielfalt basierte. Rick Owens sieht sich seit langem als Gegengewicht zu solchen gesellschaftlichen Tendenzen. Der Zustand der Welt führte dazu, dass er sein Engagement auf ein neues Niveau hob.

Er verpflichtete sich, den ökologischen Fußabdruck seiner Produktion zu reduzieren. Gleichzeitig entwickelten seine Entwürfe als Antwort auf Intoleranz eine bisher ungeahnte visuelle Kraft. Owens entfaltete sein Können als Schnittmeister vollends und verwandelte den Zuschnitt in eine nahezu skulpturale Kunstform.

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