Wie HERKA Frottier Reststoffe neu erfindet
Im Oktober präsentierten HERKA Frottier und die Designerin Ines Silva in Wien ihre gemeinsame Capsule Collection „Re:Towel“ im Flagship-Store der CARLA Stephansplatz. Dabei entstanden Bomberjacken und Hosen – gefertigt ausschließlich aus ausrangierten Handtüchern, B2B-Farbschals und Restbeständen des traditionsreichen Textilunternehmens.
Jedes Stück trägt die Spuren seines früheren Lebens, hebt Silva hervor. Das ist aber kein Anzeichen für Kompromisse, sondern Teil einer konsequenten Haltung zur Kreislaufwirtschaft. Parallel zur Präsentation diskutierten Industrievertreter:innen und Designer:innen im Rahmen einer Podiumsrunde über Upcycling, Materialidentität und die Herausforderung, Nachhaltigkeit über den bloßen Begriff hinaus zu gestalten.

„Re:Towel“ – Mode aus Handtüchern als Ausdruck
Die neue Kollektion „Re:Towel“ greift exakt diesen Spagat auf: Auf der einen Seite steht ein traditionsbewusstes Unternehmen, das Frottiertextilien herstellt. Auf der anderen Seite ein kreatives Designkonzept, das aus Restmaterialien eines industriellen Prozesses individuelle Modestücke formt. Durch den Schnitt, die Verarbeitung und die Materialkombination entstehen eine spezielle Haptik und Struktur – die Handtücher tragen ihre Geschichte weiter. Wie Silva sagt: „Upcycling ist für mich kein Kompromiss, sondern eine kreative Haltung.“
Für HERKA ist dieser Schritt mehr als nur eine kleine Designspielerei. Er spiegelt die Firmenphilosophie wider: „Sorgsamer Umgang mit Ressourcen, Produktion in Österreich, langlebige Produkte“ – das ist das Selbstverständnis.

Die Kollektion sendet damit das Signal: Textilindustrie kann anders – verantwortungsvoll, innovativ und mit Blick auf Materialkreisläufe.
Nachhaltigkeit – Buzzword oder echte Perspektive?
Doch so ambitioniert das klingt: Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird in der Mode– und Textilbranche zunehmend zum schillernden Marketingwort.
Hersteller, Marken und Händler verwenden ihn gern – doch die Regulierung hinter dem Begriff bleibt oft fragmentarisch. Zwar existieren internationale Standards (etwa GOTS – Global Organic Textile Standard) und Zertifizierungen (wie OEKO-TEX), doch sie decken nicht alle Aspekte ab – etwa Recycling, Kreislaufwirtschaft oder faire Arbeitsbedingungen entlang globaler Lieferketten.
In vielen Fällen wird Nachhaltigkeit als Label verwendet, ehe die tatsächlichen Prozesse überprüfbar und nachvollziehbar sind. Gerade im Modebereich heißt das: aus alten Materialien neue Kleidung – eine verlockende Narration – doch wie viel Ressourcen werden tatsächlich eingespart, wie viel Langlebigkeit erreicht?
Und: Wer garantiert, dass Materialien nicht doch neu produziert und dann mit „recycled“-Etikett versehen werden? In dieser Grauzone bewegt sich ein Großteil der Textilindustrie.
Deshalb gewinnt es an Bedeutung, wenn ein Unternehmen wie HERKA mit handfesten Maßnahmen vorangeht: eigene Produktion, regionale Fertigung, Zero-Waste-Prozesse, Rücknahmestysteme – all das reicht über ein bloßes Logo hinaus. HERKA etwa verweist darauf, dass im Betrieb ein Zero-Waste-Towel aus überschüssigem Garn entsteht, dass die Photovoltaikanlage jährlich rund 273.000 kWh Strom liefert und dadurch 72 Tonnen CO? eingespart werden.
Konkrete Zahlen, die Glaubwürdigkeit schaffen.
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