Teuer, weil weiblich: „Was ist Pinkflation?“

Ist dir aufgefallen, dass deine Lieblingsschuhe, der neue Lippenstift oder sogar der Friseurbesuch plötzlich deutlich mehr kosten – während Männerprodukte scheinbar preislich stillstehen? Willkommen im Zeitalter der Pinkflation – ein Begriff, der beschreibt, wie Frauenprodukte nicht nur teurer sind als die für Männer, sondern auch stärker von aktuellen Preisanstiegen betroffen sind.
Der versteckte Aufpreis für Frauen
Seit den frühen 2000er-Jahren sind die Preise für Damenmode laut einer Auswertung der Schweizer Zeitung NZZ am Sonntag um über 6 % gestiegen, während Männer- und Kinderkleidung preislich nahezu unverändert blieb. Damals war Frauenmode im Schnitt 6,5 % günstiger als heute. Bei der Herrenmode? Kaum Veränderung.
Ein besonders drastisches Beispiel: In Großbritannien stiegen die Preise für Damenschuhe innerhalb eines Jahres um ganze 76 %, während Herrenschuhe im selben Zeitraum nur um 14 % teurer wurden.
Dabei geht es nicht nur um Trends oder Design – sondern um den sogenannten „Pink Tax“: Die Tatsache, dass Frauen für viele Produkte mehr zahlen als Männer, obwohl die Funktion identisch ist. Ob Rasierer, Deos, Kinderspielzeug oder Friseurleistungen – die weibliche Variante kostet fast immer mehr.
Frauen geben einen größeren Teil ihres Budgets für Lebensmittel aus – ein Bereich mit vergleichsweise geringer Inflation – und weniger für Tabak, der stark teurer wurde. Männer hingegen haben höhere Ausgaben in teureren Kategorien.
Die Arbeiterkammer hat beispielsweise festgestellt, dass Frauen für das gleiche Hygieneprodukt, das für sie „abgewandelt“ wurde 34 % mehr bezahlen, als die Herren. Ein besonders krasses Beispiel, wie es sich in der Pharmabranche abspielen kann, gibt es am Ende des Artikels zu lesen.
Pinkflation in Zeiten globaler Teuerung
Ein Blick in den Alltag zeigt es deutlich. Produkte und Dienstleistungen für Frauen sind oft überdurchschnittlich teuer. Doch Pinkflation betrifft weit mehr als nur das Portemonnaie – sie ist auch ein gesellschaftliches Problem.

Künstliche Intelligenz, die Medieninhalte analysierte, zeigte kürzlich: Frauen über 50 kommen in TV und Nachrichten kaum vor – während Männer derselben Altersgruppe häufig in Expertenrollen gezeigt werden. Diese Unsichtbarkeit trägt dazu bei, dass traditionelle Rollenbilder weiterleben – und Frauen in eine Konsumrolle drängen, die teuer sind. Denn sie sollen jünger aussehen und geben im Schnitt einen beträchtlichen Anteil ihres Einkommens für Verschönerungen und Beauty-Produkte (Stichwort „Anti Aging Pflege“) aus.
Was kann man gegen Pinkflation unternehmen?
1. Individuelle Strategien
- Preisbewusst einkaufen: Statt der „Frauenvariante“ (z. B. rosa Rasierer) lieber das neutrale oder „Männer“-Produkt nehmen.
- Vergleichen & Alternativen suchen: Inhaltsstoffe und Mengenangaben prüfen – oft sind die Unterschiede rein optisch oder marketingbedingt. Beispiel: Der Rasierschaum bei Männern ist um einiges günstiger, nur der Geruch unterscheidet sich.
- Eigenmarken nutzen: Handelsmarken sind häufig günstiger und unterscheiden weniger zwischen „für Sie“ und „für Ihn“.
- Bewusstsein schaffen: Erfahrungen im Freundes- und Familienkreis teilen, um mehr Menschen sensibel zu machen und mit ihnen darüber sprechen.
2. Politischer Aktivismus
- Transparenz fordern: Öffentliche Diskussion, Medienberichte und Verbraucherportale, die Preisunterschiede offenlegen.
- Verbraucherschutz nutzen: Beschwerden bei Verbraucherzentralen einreichen oder Petitionen unterstützen, die gegen geschlechtsspezifische Preisaufschläge vorgehen.
- Regulierung anstoßen: In einigen Ländern gibt es bereits Gesetze gegen den „Gender Pricing“-Aufschlag. Politischer Druck kann helfen, diese Regelungen einzuführen.
3. Unternehmen in die Pflicht nehmen
- Kaufentscheidungen bewusst treffen: Unternehmen, die faire Preise verlangen, bevorzugen.
- Feedback geben: Hersteller und Händler direkt auf Preisunterschiede ansprechen.
- Öffentlich Druck machen: Ein Beispiel war der Social Media Aufstand gegen das Schmerzmittel Buscopan, das oft gegen Menstruationsschmerzen verwendet wird. Der Hersteller brachte eine neue Variante namens „Buscopan PLUS in Pink“ auf den Markt. Die rosa Packung ist mit dem Hinweis versehen, dass sie „besonders für Menstruationsschmerzen“ geeignet sei. Aber: Statt wie üblich 20 Tabletten enthält die Packung nur 10 Tabletten – zum gleichen Preis wie die größere Standardpackung.
Die Tabletten selbst sind gleich dosiert wie bei der grünen Buscopan-Packung.
Das bedeutet: Die „Pink-Version“ unterscheidet sich nur durch die Farbe der Verpackung, nicht durch die Wirkung – kostet aber doppelt so viel pro Tablette. (Mehr dazu auf Arznei Telegramm)
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