„BoF“ und McKinsey zum Stand der Mode: Zur Moderevolution fehlt es noch
„Mode ist nicht etwas, das nur in Kleidern existiert. Mode ist im Himmel, auf der Straße, Mode hat mit Ideen zu tun, mit der Art, wie wir leben, mit dem, was passiert.“
-Coco Chanel
Und aus diesem allumfassenden Umstand, den die Mode in sich aufnimmt und Kulturen wiedergibt, wie es Coco Chanel sagte, werden die neuesten Metatrends in einem Bericht zusammengefasst.
Dieses jährliche Paper, das zum Stand der Modeindustrie von The Business of Fashion und McKinsey & Company veröffentlicht wird, prognostiziert die Erholung der globalen Modeindustrie nach fast zwei Jahren des Umbruchs und der Pandemie – auch wenn Probleme in den Lieferketten die Wachstumsaussichten bedrohen.
Die Kernpunkte des Berichts
Der Business of Fashion x McKinsey-Bericht hebt Hauptaspekte, die Unternehmen helfen sollen, ihre technologischen Ressourcen zu maximieren und die dringendsten Herausforderungen zu bewältigen.
1. Traceability des Produkts steht an erster Stelle
Eine bessere Rückverfolgbarkeit verschafft den Unternehmen einen Einblick in ihre Lieferkette, insbesondere in den Lebenszyklus der Produkte. Die „Metaverse-Reality-Check“ wird von nun an nachhaltige Fahrpläne für Unternehmen schaffen. Die Nutzung von Big Data und die Integration von Rückverfolgbarkeitssoftware können dazu beitragen. Die Einführung international anerkannter digitaler Produktpässe wird in den kommenden Jahren entscheidend zur Verbesserung der Transparenz und zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Modeindustrie beitragen.
2. Hyperpersonalisierung
Der Aufbau einer individuellen Kundenbindung ist der Schlüssel zur Erzielung langfristiger Einnahmen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Nutzung von Big Data und die Integration der Analyse künstlicher Intelligenz. Dies kann zu einem personalisierten Erlebnis für den Endverbraucher führen.
Warum ein kundenorientiertes Modell?
Modeunternehmen investieren in technologische Innovationen in der Überzeugung, dass sie der Branche ein reaktionsschnelleres und effizienteres kundenorientiertes Modell bieten werden. So hat beispielsweise Dior erst kürzlich seinen Sneaker mit Chip in der Sohle vorgestellt, der mit NFC-Technologie über die neuesten Kollektionen informiert.
Bei der Entwicklung von Apps setzen sie auf Shop-Automatisierung, Robotertechnologie und Fortschritte in der Datenanalyse. Die Studienautor:innensind sich sicher, dass es die Schaffung an Automatisierung, insbesondere auf der Ebene der Einzelhändler und Merchandiser braucht, um Verbraucher:innen direkt anzusprechen. Dabei werden de Ergebnisse folgendermaßen aussehen: Schlankere Prozesse, geringerer Bedarf an Betriebsmanagement sowie ein zuverlässigeres, effizienteres und reaktionsschnelleres System.
3. Zirkuläre Geschäftsmodelle
Die zunehmende Dynamik bei der Einführung digitaler Reparatur-, Verleih- und Wiederverkaufsdienste in den letzten Jahren stellt eine bedeutende Chance für neues und besseres Wachstum dar. Solche zirkulären Geschäftsmodelle versprechen eine Entkopplung der Einnahmen von der Produktion und den Ressourcen und damit eine Entwicklung hin zu einer stärker zirkulären Modeindustrie.
Das Fazit: Ist die Modewelt auf der Höhe der Zeit?
Der Bericht stellt unmissverständlich fest, dass dem nicht so ist. Die Leistung der Branche hat sich sogar insgesamt soweit verschlechtert, als dass der schrittweise Fortschritt der im letzten Jahr bewerteten Projekte durch die Trägheit vieler neu hinzugekommener in den Hintergrund gedrängt wurde.
Kein Unternehmen hat mehr als 49 von 100 Punkten erreicht“.
– BOF Report 2022
Es scheint, als ob gute Absichten nicht mit konkreten Tatsachen korreliert werden. Welches sind die tugendhaften Marken? Puma liegt auf dem ersten Platz, gefolgt von Kering, Levi Strauss, H&M und Burberry. Die fünf schwächsten Marken – URBN, Skechers, Fila Holdings, Anta und HLA Group.
Nur Puma und Hermès konnten ihre Leistung im Vergleich zum Vorjahr verbessern (um jeweils 9 Punkte). Und Burberry war der einzige Neuzugang in den Top 10 mit einer Gesamtpunktzahl von 41. Alles deutet darauf hin, dass die neuen Nachhaltigkeitsprogramme, die die Modemarken in den letzten anderthalb Jahren vorgestellt haben, noch nicht wirklich in Gang gekommen sind.
Es gibt bereits Vorwürfe des Greenwashing. Aber zum Glück ist noch Zeit – wenn auch wenig – für die Nachzügler.