Schönheit ist Ffrench: Interview mit Beauty-Icon Isamaya Ffrench
Kaum eine andere Make-up-Artistin vereint künstlerische Radikalität mit hochkarätiger Beauty-Expertise wie Isamaya Ffrench: Die Britin hat mit Marken wie Tom Ford, Byredo, Burberry und YSL entwickelt – und 2022 ihr Beauty-Label „ISAMAYA“ gegründet. Für Zalando kreierte sie jetzt einen ‘Insider’s Edit’. Darin enthüllt sie die Beauty-Tricks hinter den viralen Make-up-Looks der angesagtesten It-Girls und Stars.
„Makeup can be about creating a character and being in touch with that narrative. Even an eyebrow can say so much!“
Mit diesem Satz fasst Isamaya Ffrench zusammen, was ihre Arbeit so einzigartig macht. Für sie ist Make-up keine oberflächliche Maske, sondern ein Medium, um Geschichten zu erzählen, Identität zu formen und Grenzen zu verschieben. Damit ist sie Pionierin einer neuen Generation von Make-up-Artists, die an der Spitze der Beauty– und Modeindustrie stehen und popkulturelle Momente schaffen. Isamaya Ffrench arbeitet dafür mit den größten Stars der Film- und Musikwelt zusammen und kreiert Bühnen- und Red-Carpet-Looks, die in den letzten Jahren für Furore sorgten.
Die 36-jährige Kreative aus Cambridge hat eindrucksvoll gezeigt, dass Make-up weit mehr als nur ein ergänzendes Detail ist – es kann eine Kollektion prägen und mit wenigen Pinselstrichen ihre Wahrnehmung grundlegend verändern.
Isamaya Ffrench perfektioniert dabei nicht nur die technische Umsetzung, sondern versteht Make-up als konzeptionelles Bindeglied: Es wird Teil der Geschichte, die Designer:innen mit ihren Entwürfen erzählen wollen, und fügt sich nahtlos in das große Ganze ein. Als unermüdliche Vorreiterin neuer Trends ermutigt sie zugleich dazu, den eigenen Stil zu entdecken, mutig zu experimentieren und dennoch authentisch zu bleiben, wie sie im Interview erzählt.

In deinem Insider’s Edit für Zalando kombiniierst du drei ikonische Looks – Gabriettes konturierte Base, Charli XCXs Smokey Eye und Julia Fox’ viralen dunklen Lippenstift. Warum hast du jeweils diese gewählt?
Das sind die charakteristischen Markenzeichen jeder dieser talentierten Frauen. Wenn man an Julia denkt, hat sie immer diese auffälligen, überzeichneten Statement-Lippen. Bei Gabriette sind es ihr makelloser Teint und die perfekt modellierte Haut. Und bei Charli habe ich das Smokey Eye gewählt, weil die Leute den Met-Gala-Look, den ich mit ihr kreiert habe, einfach geliebt haben. Und sie betonen alle unterschiedlichen Bereiche des Gesichts. Bringt man sie zusammen, entsteht ein wunderbar ausgewogener, edgy Look, den jeder zu Hause nachschminken kann. Deshalb habe ich sie für mein Insider’s Edit kombiniert.
Wenn du nicht gerade das Make-up von jemand anderem machst, wie sieht deine eigene tägliche Beauty-Routine aus – was bringt dich deinem persönlichen Stil näher?
Ich bin ein großer Skincare-Fan; deshalb beginnt meine Routine damit, meine Haut wirklich gut zu pflegen und eine sehr natürliche Base zu schaffen. Anstatt viel Make-up zu verwenden, baue ich meinen Look lieber um ein Highlight-Produkt auf. Das kann ein metallischer Lippenstift, ein glänzendes Lid oder eine auffällige Wimper sein. Etwas, das meinen Look aufwertet, sich aber nicht schwer auf der Haut anfühlt. Ich möchte mich nicht „verstecken“, sondern einen Look kreieren, der bewusst wirkt und ein bisschen Magie versprüht.
„Wo ich noch Raum für Wachstum sehe, liegt beim Angebot für reifere Hauttypen. Die Beauty-Industrie feiert überwiegend Jugendlichkeit.“ – Isamaya Ffrench
Diversität und Inklusion sind dir klar wichtig. Wie hat sich die Beauty-Industrie in Bezug auf Repräsentation entwickelt, und wo siehst du noch den größten Handlungsbedarf?
In Sachen Repräsentation passiert gerade unglaublich viel. Als Fenty seine Foundation-Linie mit 40 Nuancen auf den Markt gebracht hat, wurden Türen geöffnet und Vielfalt gefeiert, wie es die Branche bis dahin nicht kannte. Wo ich noch Raum für Wachstum sehe, liegt beim Angebot für reifere Hauttypen. Die Beauty-Industrie feiert überwiegend Jugendlichkeit, wodurch sich viele Menschen über 40 nicht ausreichend angesprochen fühlen. Wer mit spezifischen Alterserscheinungen zu tun hat, bleibt meist bei einem Produkt, sobald er etwas findet, das funktioniert. Genau da liegt unsere größte Chance – eine größere Produktvielfalt zu schaffen, die Menschen über 40 das Selbstvertrauen gibt, wieder zu experimentieren.






Du hast die kreative Leitung für einige der größten Beauty-Brands sowie internationale Mode-Magazine wie Vogue und DAZED übernommen. Welche drei Lektionen über Beauty hast du dabei gelernt?
- Nummer 1: Beauty ist subjektiv. Mich fragen Leute oft nach Beauty-Fauxpas, und meine Antwort ist: Ich habe keine. Denn das Ziel von Schönheit ist es, die eigene Identität und den eigenen Geschmack zu unterstreichen und zu feiern.
- Nummer 2: Weniger ist oft mehr. Viele denken, sie sehen mit mehr Make-up besser aus, aber für mich geht es eher darum, das Vorhandene zu betonen, statt es zu überdecken.
- Und Nummer 3: Fang bei der Person an, nicht beim Trend. Trends sind faszinierend, aber Beauty ist etwas sehr Persönliches. Manchmal schminke ich einen Look, weil 90 % der Leute ihn wollen, aber dann höre ich: „Das fühlt sich nicht nach mir an.“ Deshalb ist es so wichtig, zu tragen, was sich für dich richtig anfühlt.
Hast du schon mal einen Look ausprobiert, der dich selbst überrascht hat?
Ich habe mir über Weihnachten spontan die Augenbrauen abrasiert, weil ich es schon immer mal wollte und wusste, dass ich ein paar Wochen frei hatte. Es war riskant, aber das Ergebnis war besser als erwartet. Die Entscheidung ist radikal, aber ich liebe es – und Tipp: Bleich sie beim Nachwachsen! Für mich geht es beim Experimentieren darum, herauszufinden, was zu dir passt – nicht zu jemand anderem. Selbstbewusstsein kommt nicht davon, etwas „richtig“ zu machen, sondern dem Instinkt zu folgen, Neues auszuprobieren und kompromisslos zu Eigenem zu machen.

Du hast mit Theater-Make-up und Body Art angefangen. Wie hat dieser Hintergrund deine Herangehensweise an Beauty geprägt?
Er hat mir gelehrt, Charakterentwicklung zu schätzen. In der Performance-Kunst geht es nicht nur darum, die besten Merkmale einer Person zu betonen – man erschafft ein ganzes Universum und gestaltet ein Make-up, das diese Welt real erscheinen lässt. Man denkt an ihre Geschichte, an die Umgebung, in der sie existiert – und all das beeinflusst den Look. Make-up ist für mich deshalb nicht nur ein Werkzeug zum Kaschieren oder Perfektionieren, sondern auch zum Erzählen von Geschichten.
Du hast davon gesprochen, „White Spaces“ in der Beauty-Industrie zu füllen. Was meinst du damit und welchen würdest du als Nächstes füllen wollen?
Ich liebe Neues und Innovation – das betrifft jeden Bereich der Beauty-Welt. Ob Packaging, Produktentwicklung, Formulierung oder Ästhetik. Für meine Linie ISAMAYA wollte ich hochwirksame Wirkstoffe mit nachweisbaren Benefits in Make-up integrieren, damit es beim Tragen zugleich Gutes für die Haut tut. Es ist unglaublich spannend, dass Make-up heute nicht nur verschönert, sondern auch pflegt. Das ist ein wichtiges Feld, das wir weiterentwickeln sollten.
Gibt es aktuell eine Technik, die du besonders spannend findest?
Im Moment liebe ich Wimpern, und eine Technik, die absolut bahnbrechend ist, ist der „Underlash-Trick“ – er ist völlig nahtlos. Man trägt eine klebrige Mascara auf und setzt die kleinen Wimpern dann unter die eigenen, statt obendrauf. In Hollywood wird das oft gemacht, weil es so natürlich wirkt. Und Wimpern verändern dein Gesicht komplett. Fühlst dich schlapp – setze Underlashes ein – und so forst du denkst: „Wow, ich sehe aus, als hätte ich vier Nächte durchgeschlafen.“
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