Duchess of Wales: Warum es niemanden etwas angeht
Vielleicht ist für viele so „wichtig“, sich aus dem dystopischen Weltgeschehen kurz auszuklinken, um sich mit komplettem Nonsens abzugeben und in wirre Verschwörungstheorien abzuschweifen. Fair enough. Die Rede ist von Kate Middleton, Kate, oder einfach nur der Duchess of Wales.
Dass sie für drei Monate nicht mehr in der Öffentlichkeit erschien und sich nach einer OP erholte, ist für viele Grund genug sich das Maul (pardon) zu zerreißen und sie gar für tot zu erklären. Geht’s noch?
Wenn sie nicht tot ist, dann schmollt sie, weil sie ihr Ehemann betrogen hat. Ganz bestimmt. So muss es sein. Dass die vermeintliche Gespielin von Prince William angesichts des enormen medialen Drucks als „Ehebrecherin“ leidet, ist ein Nebenschauplatz dieses unglaublichen Tohuwabohus. Aber fangen wir von vorne an. In den Gefilden der menschlichen Psyche.
Der Körper einer Frau ist etwas politisches. Immer.
Und bei einer Person, die dermaßen im Rampenlicht steht, ganz besonders. In der Geschichte war insbesondere die Fruchtbarkeit eine wesentliche Sache. Da wurden früher Ehen annulliert, weil der Thronfolger ausblieb. Den hat Kate glücklicherweise gleich beim ersten Mal „geliefert“. Ein Slam Dunk. Halleluja.
Und im Anschluss musste die frischgebackene Mutter vor der Klinik im adretten Kleid der Weltpresse mit hunderten Fotografen Rede und Antwort stehen. Geschminkt, versteht sich.
„Then, we realised, that as perfect as Kate’s appearance and general lifestyle might appear, she would still be wearing a maternity pad when she stepped out, ergo, she’s a human woman after all. And then we all yelled at strangers on social media for being so judgmental of women and mothers in the first place.
But here’s the thing: If Kate had stepped out, replete with compression stockings, hormone-affected skin, greasy bun and zero make-up, she would’ve been taken to task by the likes of Piers Morgan for letting the royal family down.„
The Sydney Morning Herald, Why Amy Schumer and
Kate Middleton can’t win (smh.com.au)
Man zahle für die Royal Family hunderte Millionen jedes Jahr an Steuern, also sollten sie auch das tun, was sie tun sollen: Repräsentieren. Doch wo wird die Grenze gezogen? Wo ist das Private privat.
Seit dem Hype rund um Lady Diana ist dies eine sehr schwummrige Linie, die eigentlich nicht mehr existiert. Spätestens seitdem man weiß, dass Rupert Murdoch’s News of the World die Sprachnachrichten der digitalen Anrufbeantworter hackte und sowohl von der Royal Family als auch Familien von Mordopfern damit abhörte, gibt es sie offensichtlich nicht mehr. Vor allem nicht in der britischen Presse.
Sich 3 Monate von einer Operation zu erholen und nicht auf der Bildfläche erscheinen zu wollen, ist etwas unglaubliches in der medialen Dauerpräsenz, die heute abverlangt wird. Stets perfekt sein, lächelnd, wie ein Zirkus-Äffchen, das nur zur Unterhaltung da ist.
So funktioniert der Mensch nicht, dafür sind wir nicht gemacht.
Wir sollten endlich begreifen, dass wir uns nicht nur durch Maschinen betrachten sollen, um uns nicht zu entmenschlichen und den/die andere auf der anderen Seite des Bildschirms auch wieder als Mensch zu begreifen.