„Entitled“ und „Penismuseum“ vereinen das „eine“ Ding

Auf den ersten Blick trennen Mareike Fallwickels und Eva Reisingers Buch „Das Pen!smuseum“ und das Enthüllungsbuch über Prince Andrew Welten. Österreichische Alltagskultur hier, britische Monarchie dort. Doch beide Bücher sezieren denselben Dauerpatienten: das Patriarchat.

Diese Kolumne von Maria Ratzinger wird in der EntreNous Ausgabe #7 erscheinen (Mitte Oktober im Handel).

Zwei Bücher wirbelten in den letzten Wochen Staub auf: „Das Pen!smuseum“ von Mareike Fallwickl und Eva Reisinger (leykam) und „Entitled – The Rise and Fall of the House of York“ von Andrew Lownie (Harper Collins). Auf den ersten Blick haben diese beiden Werke ungefähr so viel miteinander gemein wie das Treffen einer grünen Parteibasisgruppe mit dem Fechtzirkel einer schlagenden Studentenverbindung. Und doch, schaut man genauer hin, lassen sie sich hervorragend zusammendenken – gerade weil sie dieselben Grundfragen verhandeln: Macht, Körper, Privilegien und die ewige, schal gewordene Pose männlicher Unantastbarkeit.

In den USA gewinnt die politische Rechte an Terrain, in Europa ebenso, und es wirkt, als wäre Gleichstellung ein Projekt, dem gerade mal noch um den Frauentag Lippenbekenntnisse entlockt werden können. Doch gerade deshalb braucht es diese Bücher. Weil es keine akademischen Abhandlungen oder trockenen Statistiken sind. Man kann über die Rotzigkeit eines Titels genauso lachen wie über Prinz Andrews BBC-Interview – aber man bleibt nicht unberührt von der Erkenntnis, wie tief die beschriebenen Muster reichen.

Nur ein Gedankenexperiment: Ein Unternehmen würde sich nie erlauben, so planlos mit Krisen umzugehen, wie es die Windsors bei His Royal Highness Prince Andrew taten. Man stelle sich vor, ein CEO sagt im Kriseninterview: „Ich schwitze nicht, also war ich es nicht.“ Wie sehr muss man sich in seiner eigenen Unfehlbarkeit suhlen, um dies plausibel zu finden? Im Falle des britischen Königshauses steht vielleicht doch einmal die Frage im Raum, wie lange die Steuerzahler:innen Großbritanniens noch mit den Fähnchen winken, wenn die goldenen Karossen vorbeifahren, und nicht mit Spitzhacken à la Französische Revolution?

Bei uns in der Alpenrepublik ist die männliche Privilegiertheit zwar kein Tagesthema, hat aber ein gleiches Ausmaß an Selbstverständlichkeit, die nur ja nicht thematisiert werden darf, um (Achtung, Schimpfwort!) nicht als Feminist:in zu gelten.

So weit ist es damit allerdings nicht her, erinnere man sich nur an die jahrelange, blinde Hofierung diverser Top-Manager, die ihr „Königreich der Männlichkeit“ führten, als wären sie als „rex Dei gratia“ dazu ausgewählt worden. Am Ende beschäftigen die Unantastbaren dann doch die Masseverwalter:innen und wir können feststellen, dass der einzige KPI, der in unserem System zählt, der Penis ist, als Key Patriarchal Indicator.

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