Wenn die Reise Mode wird: Interview mit Designerin Rika Behrens

Wir sind es gewohnt, dass Reisen und die Natur in der Kleidung gemalte Palmen und gemusterte Pflanzen auf traditionellen Hawaii-Hemden sind oder Kunstwerke, die Landschaftsaufnahmen von malerischen natürlichen Ecken oder Städten darstellen, wie Schnitzereien in japanisch-traditionellen Kleidern. Solche Motive für Fernreisen sind auf herkömmlichen Kleidungsformen abgebildet, die, wie das Bild, nur als Ausdruck unserer touristischen Eindrücke und Geschmäcker dienen.
Aber was ist, wenn Reisen und malerische Ecken der Natur selbst zum Kleidungsstück werden? Zum Beispiel diese prächtigen Tropen der indonesischen Insel Banggai?

Klingt nicht plausibel, aber für die junge Designerin aus Deutschland Rika Behrens sind es die exotischen, dunklen und melancholischen Tropen, die aus Fernreisen neue Kleidungsformen gefunden haben und zu einer Inspiration für ihre Flaggschiff-Kollektion „Dark Tropics“ geworden sind.
Über diese, die Geschichte ihrer Marke „House of Akir“ erzählt Rika Behrens hier im Interview.

Wie bist du zur Mode gekommen und womit beschäftigst du dich heute?
Im Grundschulalter habe ich irgendwann beschlossen, dass ich weder Tierärztin noch Sängerin (beliebte Berufe bei Kindern damals) werden will, sondern Modedesignerin. Das ist also so lange her, dass ich heute gar nicht sagen kann, was den Impuls dafür gegeben hat. Ich kann nur sagen, dass ich dieses Ziel nie losgelassen habe. Heute habe ich sowohl ein Studium in Modedesign als auch eins in Bekleidungstechnik und Management erfolgreich abgeschlossen und arbeite daran, meine Marke House of Akir aufzubauen. Das fühlt sich zum einen großartig an, zum anderen habe ich auch das Gefühl, dass die nächsten Jahre entscheidend sein könnten, in welche Richtung die Reise gehen wird.
Was hat dich dazu inspiriert, eine Kollektion zu entwerfen, die – wie man so schön sagt – ganz im Zeichen der Atmosphäre und des „Vibes“ der Natur steht?
Ich war schon immer ein sehr naturverbundener Mensch. Durch Reisen in verschiedene und vor allem tropische Regionen der letzten Jahre habe ich viele Inspirationen gewonnen, die dann automatisch in Ideen übergingen.
„Für mich ist es nicht so relevant, ob jemand auch
designerin rika behrens
gerne reist oder gar den Bezug sieht und versteht.“
Warum gerade die Tropen – und warum dunkel?
Ich fühle mich einfach sehr zu tropischen Regionen hingezogen. Die hohe Luftfeuchtigkeit, die üppige grüne Natur. Dieses Gefühl, dass der Ursprung allen Lebens einen umgibt, daraus kann ich sehr viel Kraft gewinnen. Vor allem die Regenzeit hat etwas Magisches. Die Natur zeigt ein Stück weit auch ihre Macht, das finde ich beeindruckend. Ebenso wie die Melancholie, die darin liegt – wie ein warmer Sommerregen.

Indonesien. Unten links – der feuchte Tropenwald auf Bali, Indonesien. Und rechts ist der schwarze
Mantel aus Schurwolle mit schwarzen Ledershorts.
(Alle Fotos: House of Akir, das Model – Pia Fischer Breiholz)

Du reist gern und schöpfst aus diesen Reisen Inspiration für deine Designs. Welche weiteren Reisemotive hast du schon einmal in Betracht gezogen oder planst du, in zukünftigen Kollektionen umzusetzen?
Aktuell habe ich noch nicht das Gefühl, die Geschichte zu Ende erzählt zu haben. Der Zusammenhang mit meiner Reisesehnsucht ist da. Ich denke also, dass sich das Ganze weiter in verschiedene Richtungen entwickeln wird. Zurzeit arbeite ich eher an einem 2. Kapitel, bevor ich gleich das nächste Buch aufmache.
„Dieses Gefühl, dass der Ursprung allen Lebens einen umgibt, daraus kann ich sehr viel Kraft gewinnen.“
designerin rika behrens


(Foto: House of Akir, das Model – Pia Fischer Breiholz)

Muss es immer nur die Natur sein, oder auch Städte, Länder und Kulturen? Denn das Abbilden von Natur in der Kleidung war ja oft auch kulturell geprägt – zum Beispiel Blumenmuster in Frankreich des 17. Jahrhunderts oder die Sommer-Kimonos von Itchiku Kubota mit großen Darstellungen traditioneller japanischer Landschaftsdrucke.
Ich würde nicht sagen, dass es das „Muss“ ist. Aber es passiert nun mal einfach so. Bisher habe ich mich immer mehr für die Natur als für die von Menschen gemachten Dinge interessiert. In älteren Kollektionen war es beispielsweise lange das Meer. Ich kann der Natur einfach mehr abgewinnen.

kristallklaren Reinheit. Das halbtransparente Kleid demonstriert all diese Standhaftigkeit, die stille Anmut
der Natur und die mächtige, dunkle Kraft, die die Natur dahinter verbirgt.
(Alle Fotos: House of Akir, das Model – Pia Fischer Breiholz)
Welche Kollektionen deiner Marke House of Akir planst du als Nächstes zu veröffentlichen? Stimmt es, dass du bald ein eigenes Geschäft eröffnest?
Ich arbeite aktuell an einer kleinen Kollektion, die, wenn alles klappt, noch dieses Jahr online gehen soll. Darin werden sowohl „tragbare“ Teile in verschiedenen Größen als auch besondere Einzelteile enthalten sein. Erhältlich werden diese ausschließlich über unseren eigenen Onlineshop sein.


(Alle Fotos: House of Akir).
Findet deine Kollektion Anklang beim Publikum? Und wenn ja – eher bei Reiseliebhaber:innen, die exotische Natur aus eigener Erfahrung kennen, oder auch bei Menschen, die nur ein allgemeines Bild von tropischer Ästhetik und Mode haben?
Ich habe so viel wertvolles und positives Feedback für diese Kollektion bekommen, darüber bin ich immer noch sehr dankbar, und genau das motiviert mich auch genau da anzusetzen und weiterzumachen. Für mich ist es nicht so relevant, ob jemand auch gerne reist oder gar den Bezug sieht und versteht. Das war meine gestalterische Inspiration. Das fertige Produkt soll viel mehr ein Gefühl auslösen. Ich möchte, dass man sich stark, selbstbewusst und gut in meinen Teilen fühlt.

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