Meliha Guri über Rauhnächte, Schamanismus und Spiritualität

Meliha Guri und Christina Danetzky sind mit ihrem Buch Rauhnächte und Jahreskreisfeste: Ganzheitliche Rituale für unseren Alltag Expertinnen für die dunkelsten Tage des Jahres, die mit alten Ritualen zu den hellsten werden können.

Davon sind sie überzeugt und haben online auch eine eigene Community gegründet, die sich gegenseitig mit Wünschen und Manifestationen für die Rauhnächte motiviert. (Auch für das ganze Jahr gibt es Online-Seminare, wie Clean & Focus Your Energy, die auf jeden Fall einen Blick wert sind!)

Was sind Rauhnächte überhaupt?

Die wichtigsten Termine der Rauhnächte

  • Nacht auf den 21. Dezember: Wintersonnenwende , Längste Nacht des Jahres
  • Nacht vom 24. auf den 25. Dezember
  • Nacht auf den 1. Januar
  • Nacht auf den 6. Januar: Erscheinung des Herrn (Kath. Kirche: Vigil von Epiphanie)

Beispiele für Rituale rund um die Rauhnächte

Räuchern in den Rauhnächten

Die Rauhnächte erinnern nicht umsonst schon von ihrem Namen her an „Rauchen“. Der „Weihnachtsputz“ geschah dabei meist in Verbindung mit dem Ausräuchern. Dabei ging man durch das ganze Haus und ließ den Rauch in allen Ecken. Wer es nach der alten Rauhnachtstradition machen möchte, beginnt im hinteren Eck seiner Wohnung und „arbeitet“ sich bis zur Wohnungstür vor.
Dann verabschiedet man sich vom alten Jahr und bedankt sich für die Erfahrungen, die man machen durfte. Wer ein Haus hat, beginnt vom obersten Stockwerk und geht dann durch die Etage nach unten, um auch hier die „Geister“ des alten Jahres aus dem Haus zu lassen.
Dabei kann man verwenden:

Klangschalen können ebenso durch die Rauhnächte begleiten.
Manifestieren in den Rauhnächten

Wünsche formulieren und aufschreiben. Das muss gar nicht poetisch sein, denn eine reine Liste mit Stichworten reicht. Persönliche Wünsche können auch auf einem kleinen Zettel aufgeschrieben in der Räucherkohle verbrannt werden. Dabei sollte man auch in sich gehen (siehe unten Stichwort „meditieren“) und den Moment bewusst wahrnehmen.

  • Auf jeden Fall ist es wichtig, dass man das Jahr Revue passieren lässt und sich auch von den negativen Dingen verabschiedet, um ohne Belastungen ins nächste Jahr zu starten. Von Erfahrungen wird man schließlich weiser, oder?
Wünsche für Rauhnächte formulieren

Diese können sein:

  • Erfolg im Beruf
  • Eine neue Liebe kennenlernen
  • Freundschaften zu pflegen oder neue Freund:innen kennen zu lernen
  • Kraft zu haben eine Entscheidung zu fällen, die man schon lange vor sich herschiebt
  • Jemanden aus dem eigenen Leben zu verabschieden und los zu lassen (Stichwort: Alte Beziehungen)
  • Manchmal ist es auch einfach sich endlich hinzusetzen und einen Zahlungsplan für Schulden zu machen und damit die „bösen Geister“ nicht länger vor sich herzuschieben (Hallo, Prokrastinitis!)
In den Rauhnächten meditieren

Die ruhige Zeit nutzen, um Gedanken zu ordnen und den Buzz der letzten Wochen auszuschleifen. In den Rauhnächten kann man auch Yoga machen (YouTube-Tipp hier).


Für die 1. Ausgabe des EntreNous Magazin (die in unserem Webshop bestellbar ist) haben wir Buch-Autorin und Schamanin Meliha Guri interviewt und über ihren Weg in den Schamanismus befragt. Der Artikel ist mit dem Titel „Schamanische Renaissance“ erschienen.

rauhnächte

Das neue Jahr beginnt bald. Von den Rauhnächten handelt auch dein neues Buch. Welche Rituale gab es früher, die man während den Rauhnächten praktiziert hat?
Zu Sonnenwenden und Tag- und Nachtgleichen wurden meist üppige Feste und Zeremonien gefeiert, um den Zyklus der Natur zu ehren. Bei den Raunächten glaubte man, dass Geister und Dämonen über das Land fegen. So machte man es sich zu Hause gemütlich und widmete sich selbst. Diese Zeit zwischen den Jahren war dazu da keine Arbeiten zu verrichten, sich zurückzuziehen, zu orakeln, das nächste Jahr anhand seiner Träume zu prophezeien, sowie Haus und Hof auszuräuchern. Diese Nächte bekommen in den letzten Jahren wieder mehr Aufmerksamkeit und erleben eine regelrechte Renaissance.

Das Buch zu den Rauhnächten von Meliha Guri und Christina Danetzky

“Ich selbst bezeichne und empfinde mich nicht als Schamanin, sondern eher als Übersetzerin.”

Meliha Guri, schamanin und buchautorin

Erzähle uns bitte über deinen persönlichen Weg zur Spiritualität!
Spiritualität war immer auf die eine oder andere Art in meinem Leben präsent, etwas sehr Privates und nichts was ich zu meinem Beruf machen wollte, bis ich verstanden habe, welchen Impact Spiritualität modern gelebt tatsächlich für unseren Alltag, vor allem im urbanen Raum, haben kann. Als Kind bin ich zwischen verschiedenen Welten, Religionen und Meinungen aufgewachsen. Das hat mich stark geprägt, genau zu beobachten, zu hinterfragen, mich viel nach innen zu wenden und mit mir zu beschäftigen.

Und wie war dann dein Weg in den Schamanismus?
Nach vielen Jahren als Visual Merchandiserin für große nationale und internationale Mode-Brands, wurde irgendwann der Ruf größer, etwas Sinnvolleres mit meinen gestalterischen Fähigkeiten anzustellen. Denn Ziel des Berufs ist es immer Konsumwelten zu kreieren, die das ‘Habenwollen’-Gefühl wecken. Meist für Dinge, die man nicht wirklich braucht und nur kurzfristig glücklich machen. Dieses Wissen war für das Gewissen nicht sehr befriedigend. So kam es dazu, dass ich Ausbildungen besuchte, recherchierte und diesem ‘Calling’ gefolgt bin, meine visuell kreativen Fähigkeiten mit Spiritualität zu verbinden.

Ganz oft laufen wir einem Trend nach oder wollen Sachen haben, weil sie gerade überall zu sehen sind, ohne uns nach dem ‘Warum’ zu fragen.

Meliha Guri, schamanin und buchautorin

Welchen Stellenwert sollte Spiritualität im Leben haben?
Jeder ist auf seine eigene Art spirituell. Spiritualität bedeutet für mich das Streben nach einer tiefen inneren Verbundenheit, einer Bedeutung und einem Sinn im Leben. Oft bezieht sie sich auf persönliche Glaubenssysteme, Überzeugungen und Erfahrungen, die jenseits des Materiellen liegen. Spiritualität kann auch mit Fragen der Moral, des Zwecks und der Existenz verknüpft sein.

Viele sind auf der Sinnsuche, wissen aber nicht wohin. Dein Rat?
Radikale Ehrlichkeit mit sich selbst. Ganz oft laufen wir einem Trend nach oder wollen Sachen haben, weil sie gerade überall zu sehen sind, ohne uns nach dem ‘Warum’ zu fragen. Mit der Sinnsuche ist es ähnlich. Jedoch ist der Leidensdruck häufig nicht groß genug, um tatsächlich Entscheidungen in die Wege zu leiten, was in Orientierungslosigkeit und noch mehr Frust resultieren kann. Ich würde vorschlagen, sich hinzusetzen und unangenehm ehrlich mit sich selbst zu sein. Aus welcher Unzufriedenheit heraus rührt das Bedürfnis nach einem neuen Lebenssinn? Wie groß ist der Leidensdruck und die Bereitschaft für echte Veränderungen?

Schamanismus ist ein großes Schlagwort. Was bedeutet er für dich?
Es ist ein Schirmbegriff, der viele verschiedene spirituelle und traditionelle Praktiken beschreibt. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem sibirischen Raum und nicht wie so oft damit assoziiert aus Südamerika. Der Schamanismus ist etwas kulturübergreifendes, der in unterschiedlichen Formen existiert. Doch vor allem im urbanen Raum ist dies verloren gegangen und wird vielleicht sogar belächelt. Wahrscheinlich ist das deswegen, weil wir auch durch die Größe von Städten das Tribe-Feeling verloren haben.

rauhnächte räucher rituale mit meliha guri

Wie wird man überhaupt Schamanin?
Als ich im Zuge meiner Reiki-Ausbildung Praktiken und Techniken des Schamanismus kennen gelernt habe, hat es sich nicht richtig angefühlt, dieses 1:1 zu übernehmen oder mich als Schamanin zu bezeichnen. Ich selbst empfinde mich nicht als Schamanin, sondern eher als Übersetzerin. Es ist ein Bereich, der mit sehr viel Vorurteil und Stigma behaftet ist, umso wichtiger ist es mir, es zugänglich und transparent zu gestalten, um hier auch die Berührungsangst zu nehmen. Aber generell braucht es schon ein bisschen mehr als ein Zertifikat. Ich habe versucht für mich zu definieren, wie es in einem städtischen Raum möglich sein könnte ‘schamanische’ Praktiken wie Ahnenarbeit, Seelenreisen, Rückholungen, Kommunikation mit der Anderswelt und ähnliches authentisch umzusetzen.

Fotos von Meliha Guri: Mona Schwaiger, Stockfotos: Content Pixie, Casey Horner, Annie Spratt | Unsplash

Lese mehr interessante Artikel aus Mode, Beauty & Lifestyle auf EntreNous.at
  • Tattoo ohne Vollnarkose

    Expertenmeinung: „Schmerz gehört dazu! Warum ist Betäubung beim Tätowieren gefährlich?“

  • Sarah Baker Collage Artist

    EntreNous x Glue Club Vienna: Unser erster Collage Workshop im Juli – Anmeldung offen

  • Alex Cooper, Call her Alex, Foto by Imago | Xavier Collin Image Press Agency

    „Call Her Alex“ – Warum die Doku von Alex Cooper derzeit in aller Munde ist

  • Jupiter im Krebs 2025

    JUPITER IM KREBS 2025 – Ein Schutzmantel in wilden Zeiten

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten. Damit verdienen wir bei Kauf eines Produkts eine kleine Provision, die Käufer:innen nicht in Rechnung gestellt wird.

Abonniere unseren EntreNousLetter und bleibe am neuesten Stand. Verpasse keine Updates über Mode, Kunst, Beauty & Lifestyle!

1K Views
Scroll to top
Close
×